Hochwasservorsorge
Erster Test des mobilen Deichsystems erfolgreich
(mic) Mitarbeiter des Amtes StadtRaum, der Berufsfeuerwehr Trier und des Technischen Hilfswerks, Ortsverband Trier, haben am Samstag erstmals erfolgreich das neue mobile Deichsystem der Stadt Trier getestet. Das Schlauchsystem wurde auf dem Moseldeich in Zurlauben testweise auf rund 400 Metern aufgebaut.
Nach einem Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2018 hat das Amt StadtRaum, bei dem die Hochwasservorsorge angesiedelt ist, für insgesamt rund 560.000 Euro ein mobiles Deichsystem der Firma Mobildeich.de angeschafft. Es besteht aus zwei dicken Schläuchen, die mit Netzen zusammengehalten und mit Wasser gefüllt werden. Durch das entstehende Eigengewicht und eine mit Kette gesicherte Plane dienen die Schläuche dann als Deicherhöhung, um die Innenstadt bei einem hundertjährigen Hochwasser abzusichern.
Grundsätzlich schützt der Deich die Innenstadt vor einem 50-Jährigen Hochwasser. Bei einem solchen HQ 50 genannten Ereignis wäre der Stand der Mosel 11,28 Meter am Pegel Trier. Der aufgestellte Mobildeich würde auf einer Länge von insgesamt 1400 Metern dafür sorgen, dass der Schutz auf knapp 11,80 Meter erhöht würde – erst ab diesem Pegel würde das Wasser über den Deich hinweg überlaufen. Ein 100-jähriges Hochwasser (HQ 100) wird für den Pegel Trier bei 11,78 Meter angenommen. Zu diesem Zeitpunkt müssten bereits größere Evakuierungen in der Innenstadt laufen. Der Trierer Feuerwehrchef Andreas Kirchartz: „Der Mobildeich ist also eine zusätzliche Absicherung, um die Innenstadt länger zu schützen und im Katastrophenfall mehr Zeit für Evakuierungsarbeiten zu haben. Aus unserer Sicht hat sich die Anschaffung gelohnt.“ Bei einem großen Hochwasser wird der durchschnittliche Pegelanstieg der Mosel am Pegel Trier Prognosen zufolge mit 10 Zentimetern pro Stunde angegeben – jeder Zeitgewinn bei einer möglicherweise notwendigen Evakuierung ist also hilfreich.
Bild links: Alexander Hammel (rechts) und Dr. Walter Wagenhuber von der Firma mobildeich.de begutachten den mobilen Deich auf dem Zurlaubener Uferdamm. Er würde im Vergleich zum 50-jährigen Hochwasser von 1993 den Schutz um gut 40 Zentimeter erhöhen.
Bild rechts: Das mobile Deichsystem besteht aus zwei Schläuchen, die mit Wasser gefüllt werden. Die Schläuche gibt es in unterschiedlichen Höhen von 40 Zentimentern bis 1,50 Meter. Sie sind mit Netzen verbunden und werden mit einer Plane überdeckt, damit das ansteigende Wasser sie nicht unterspülen kann.
Der für das Amt StadtRaum zuständige Dezernent für Umwelt, Bauen und Verkehr, Andreas Ludwig, zeigte sich bei der Übung sehr zufrieden mit den Abläufen und dem neu angeschafften System: „Wir hatten im Vorfeld einige Fragen zum Aufbau und dem möglichen Schutz – diese wurden jetzt in derPraxis gut beantwortet. Klar ist auch: einen 100prozentigen Schutz würde es in so einem Katastrophenfall niemals geben. Wir wollen aber alles Menschenmögliche tun, um die Stadt für unsere Bürgerinnen und Bürger so sicher wie möglich zu machen.“
Das Mobildeichsystem besteht aus jeweils 40 Meter langen Abschnitten, die nach dem Aufbau und Füllen mit Wasser miteinander verbunden werden. Schon ohne Füllung wiegen die 40-Meter-Elemente in der 45-Zentimeter-Variante rund 400 Kilogramm, weshalb größerer Personaleinsatz zum Aufbau nötig ist. Teils sind die Schlauchsysteme, wie die am Samstag getesteten, rund 45 Zentimeter hoch, teils bis zu 1,50 Meter. Zur Sicherung des Deiches dienen auch passende Metallelemente, die zur Erhöhung einer Mauer auf Höhe des Vereinshauses der Rudergesellschaft eingebaut werden können. Auch diese Elemente wurden am Samstag getestet. Andreas Rentz, Ortsbeauftragter des Technischen Hilfswerks, zeigte sich mit dem Ablauf der Übung zufrieden: „Wir sind zügig vorangekommen, es ist gut gelaufen.“ Das THW war mit zwölf Helferinnen und Helfern bei der Übung im Einsatz. Im Krisenfalle würden neben dem THW auch städtische Kräfte eingesetzt, um die Deichelemente aufzubauen. Die Übung diente dazu, die Abläufe zu proben und die Handgriffe kennenzulernen. Insgesamt gibt es drei Container mit den Schlauchelementen, die im Katastrophenfall an unterschiedlichen Einsatzabschnitten aufgestellt und dort aufgebaut würden. Eine weitere Übung an einem anderen Einsatzabschnitt hat der für Hochwasserschutz zuständige Sachgebietsleiter Alexander Hammel für November geplant.
Der mobile Deich ist ein Element eines umfangreichen Hochwasser- und Starkregenkonzeptes, das für die Stadt Trier erstellt wurde. Das Konzept wird in Workshops in den Trierer Stadtteilen der Bevölkerung vorgestellt und mit dem Erfahrungswissen der Menschen vor Ort ergänzt. Diese Workshops laufen noch, nächster Termin ist der 7. Dezember 2021 mit einem Workshop für Trier-Nord.
Im Internet auf www.trier.de/hochwasser gibt es viele Informationen für die Bürgerinnen und Bürger, darunter auch Hochwassergefahrenkarten. Sie zeigen, welchen Straßen bei welchen Pegelständen Überflutungen drohen.
Titelfoto oben: Baudezernent Andreas Ludwig (links) und Sachgebietsleiter Alexander Hammel stellen den neuen Hochwasserschutz am Moselufer vor.
Quelle: Pressemitteilung der Stadt Trier
Hochwasservorsorge, mobiles Deichsystem, Trier