VG Vordereifel: Weitere Hürde auf dem Weg zum Welterbe genommen Antrag zum Mühlsteinrevier RheinEifel im landesweiten Auswahlverfahren bestätigt
Große Freude bei den Projektverantwortlichen des Mühlsteinreviers RheinEifel: das Revier ist weiterhin im Rennen um die begehrte UNESCO-Auszeichnung. Der Antrag überzeugte den Fachbeirat des Ministeriums des Innern und für Sport des Landes Rheinland-Pfalz. Innenminister Roger Lewentz wird daher der Empfehlung des Fachbeirats folgend den Antrag fristgerecht vor dem 30. Oktober 2021 bei der Kultusministerkonferenz einreichen. Die nächste Hürde wurde überwunden und eine ganze Region kann weiter von der Auszeichnung als Welterbe träumen.
Der Traum begann vor 6 Jahren, als anlässlich der 10-jährigen Jubiläumsfeier des Lava-Domes in Mendig die Weichen für die Arbeitsgruppe des Mühlsteinreviers gestellt wurden. Vertreter der Stadt Mendig und der Stadt Mayen waren sich einig, dass der kulturellen Bedeutung des Mühlsteins bisher zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde und dass das „Herzstück“ der Basaltindustrie dringend in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden sollte. Da Aufmerksamkeit idealerweise durch eine Auszeichnung mit Weltruf erlangt wird, war die Idee, sich um das begehrte UNESCO Welterbesiegel zu bewerben, geboren. Der Gedanke verfestigte sich in den darauffolgenden Wochen bei den Akteuren und es wurde ein Arbeitskreis gegründet.
Zunächst setzte sich der Arbeitskreis aus den Vertretern der Stadt Mendig, der Verbandsgemeinde Mendig und der Stadt Mayen zusammen. Außerdem konnte man den in Mayen ansässigen Forschungsbereich für Vulkanologie, Archäologie und Technikgeschichte des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz für eine Mitarbeit gewinnen. Schon ein Jahr später beteiligten sich die Ortsgemeinden Ettringen und Kottenheim sowie ab 2018 die Verbandsgemeinde Vordereifel und seit vergangenem Jahr die Stadt Andernach ebenfalls an der Arbeitsgemeinschaft UNESCO-Welterbe „Mühlsteinrevier RheinEifel“. Ebenso der Landkreis Mayen-Koblenz, der das Projekt und die daran arbeitenden Kommunen, als Kooperationspartner unterstützt.
Nachdem Innenminister Roger Lewentz am 26.10.2021 den Ministerrat über seine Entscheidung informiert hatte, konnte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Mendig, der die beteiligten Kommunen als Antragsteller formal vertrat, voller Freude die Mitteilung des Ministerium des Innern und für Sport entgegen nehmen. „Wir danken dem Land für das Vertrauen das Projekt zum weiteren Verfahren zuzulassen und danken allen, die dazu beigetragen haben, dass wir bereits bis hierhin gekommen sind“, sagten die Oberbürgermeister Dirk Meid und Achim Hütten, die beiden Bürgermeister Jörg Lempertz und Alfred Schomisch, Stadtbürgermeister Hans Peter Ammel sowie die beiden Ortsbürgermeister Thomas Braunstein und Werner Spitzley unisono, genauso wie Landrat Dr. Alexander Saftig.
Die Bedeutung des Mühlsteins
Als vor etwa 200.000 Jahren Vulkane zwischen Rhein und Eifel Feuer spuckten und gewaltige Lavaströme ausflossen, bescherten sie der Region ein vulkanisches Erbe, das den Menschen später die Sesshaftwerdung ermöglichte. Denn die mächtigen Basaltvorkommen stellten sich als ideales Material für die Herstellung von Reib- und Mühlsteinen heraus, die für die Nahrungszubereitung von Getreide unverzichtbar wurden. So entstand in der Region zwischen Mayen, Kottenheim, Ettringen und Mendig in den vergangenen 7.000 Jahren ein weltweit einmaliges Bergbaurevier: Das „Mühlsteinrevier RheinEifel“. Kein anderes Produktionsgebiet der Erde blickt auf eine derart lange und lückenlose Geschichte in der Reib- und Mühlsteinproduktion zurück und hält Relikte aus rund 2.000 Jahren vor. Der Mühlstein entwickelte sich zu einem regelrechten Exportschlager, der nach dem Transport nach Andernach über den Rhein in weite Teile der Welt abgesetzt wurde.
Das Welterbegut
Der außergewöhnliche universelle Wert, der ein Welterbe auszeichnen muss, ist begründet in der über 7.000 Jahre langen Fertigung von Mahl- und Mühlsteinen aus dem in der Region vorkommenden Basaltlava-Gestein. Durch die geologische Grundlage der Lavafelder konnte die spätere Massenproduktion bis ins späte 19. Jh. gewährleistet werden und in weit entfernte Gebiete über den Vertriebsweg dem Rhein, erfolgen. Es ist weltweit eines der ganz seltenen Beispiele, bei dem eine römische, mittelalterliche und neuzeitliche Produktionsgeschichte in ihren Auswirkungen auf kulturelle und umweltbezogene Faktoren bis heute verfolgt werden kann. Auffallend sei die eingespielte, fachübergreifende Zusammenarbeit der Akteure, so der Beirat in seiner Begründung.
Das Mühlsteinrevier bewirbt sich daher in dem bisher noch eher dünn besetzten Feld der UNESCO-Industriedenkmäler. Im Falle des Mühlsteinreviers wird es sich, anders als viele bekannte Beispiele, um ein sogenanntes serielles Welterbegut handeln. Das ist weder ein Einzelgut, wie etwa ein Bauwerk (z.B. Kölner Dom), noch eine zusammenhängende, großflächige Kulturlandschaft wie bspw. das obere Mittelrheintal. Es handelt sich vielmehr um eine Reihe von einzelnen Zonen mit Objekten, die zusammen das Welterbegut bilden.
Der Weg zum Welterbe
Zwei wichtige Hürden sind nun genommen. Die erste Hürde war die Bestätigung des Potenzials einer Welterbewürdigkeit und der damit einhergehende fristgerechte Antrag beim Ministerium des Innern und für Sport des Landes Rheinland-Pfalz (MdI). Die zweite Hürde, auf deren Ergebnis die Arbeitsgemeinschaft keinen Einfluss hatte, war nun die Entscheidung des MdI, sich für das Mühlsteinrevier RheinEifel auszusprechen und die Bewerbung, bei der Kultusministerkonferenz (KMK) einzureichen. Doch der weitere Weg zum Welterbe ist lang und Ausdauer ist gefragt. Der Antrag des Mühlsteinreviers RheinEifel sowie alle weiteren Anträge der Bundesländer werden im Jahr 2022 von einer Expertenkommission der KMK geprüft. Im März 2023 wird der Abschlussbericht des Fachbeirates erwartet und im Oktober 2023 steht dann fest, welche Projekte aus Deutschland auf die Vorschlagsliste, die sogenannte Tentativliste, kommen und bei der UNESCO in Paris ab Anfang 2025 eingereicht werden.
[Fotos: Klaus-Peter Kappest]
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