Leonorenquelle wieder in Betrieb
Es sieht wie eine Kleinigkeit aus, ist aber keine Kleinigkeit.
Die Leonorenquelle gibt ein Mineralheilwasser ab, das nicht der Trinkwasserverordnung entspricht. Es ist aber seit Jahrzehnten ein anerkanntes Arzneimittel, das seit Entdeckung des Helicobacter vor über drei Jahrzehnten in der Medizin praktisch keine Anwendung mehr findet.
Arzneimittel sind einer besonderen Qualitätskontrolle unterworfen, die nur von Apothekern mit einer besonderen Zusatzqualifikation ausgeübt werden kann. Einer der wenigen Pharmazeuten hiervon in Deutschland war der im Jahre 2013 verstorbene Bopparder Apotheker Jürgen Francke. Das ist nun fast acht Jahre her. Mit seinem Tode musste die Leonorenquelle geschlossen werden.
Die Deutsche Rentenversicherung wiederum ist unter anderem der strengen Kontrolle des Bundesrechnungshofes unterworfen und darf keine Einrichtungen betreiben, die sie für ihre eigentliche Aufgabenerfüllung nicht braucht. Hierunter fällt auch der Betrieb einer für die Klinik nicht mehr benötigten Heilquelle.
In einem sehr langwierigen Prozess, bei dem sehr, sehr viele dicke Bretter gebohrt werden mussten, haben wir Folgendes erreicht: Die Stadt Boppard hat von der Deutschen Rentenversicherung zum Kaufpreis von 461 € ein Grundstück in der Größe von 259 m² erworben, auf dem das Quellenhaus steht und das bis zur Salzbornstraße reicht. Darüber hinaus hat die Stadt Boppard vermutlich als erste Kommune Deutschlands die „Herstellungserlaubnis“ erhalten, auf Grundlage des Paragraphen 13 Abs. 1 des Arzneimittelgesetzes ein Mineralheilwasser in Ausschank zu bringen. Hierzu musste eine entsprechend qualifizierte sachkundige Pharmazeutin gefunden werden, die wir in Frau Dr. Sabina Görich gefunden haben. Sie trägt nun für Stadt die pharmazeutische Verantwortung. Zusätzlich haben wir mit dem bekannten Fresenius-Institut einen Rahmenvertrag über die analytischen Prüfungen des Quellwassers abgeschlossen. Insgesamt fallen für die Qualitätskontrolle jährliche Kosten in Höhe von circa 9.000 € an.
Diesen langwierigen Prozess haben am Mittwoch der Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung Rheinland-Pfalz Matthias Förster und Bürgermeister Dr. Walter Bersch nach der notariellen Beurkundung des Kaufvertrages am Quellenhaus im Beisein von Ortsvorsteher Andreas Nick mit einer symbolischen Schlüsselübergabe abgeschlossen.
Zur Krönung der Angelegenheit hat die Stadt Anfang der Woche vom Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz die Genehmigung zum vorzeitigen Maßnahmenbeginn zur Neugestaltung des Börnchens erhalten. Damit konnte Bürgermeister Dr. Bersch gleichzeitig an drei Planungsbüros den Auftrag zur Erstellung der Ausschreibungsunterlagen für die Verlegung einer 600 m langen Freileitung vom Quellenhaus in das 18 m tiefer liegende Börnchen, für den Neubau der Trinkhalle sowie für die Umfeldgestaltung in der Salzbornstraße zwischen Trinkhalle und Kurpark erteilen. Die Kostenschätzung beläuft sich auf 514.000 € und der Bürgermeister rechnet mit einem kräftigen Zuschuss des Landes bei einem Fördersatz von 85 %.
Die Geschichte des Mineralheilbades Bad Salzig ist einzigartig im Welterbe Oberes Mittelrheintal und wird mit modernen Medien in der neu gestalteten Trinkhalle präsentiert werden, ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Teilnahme an der Bundesgartenschau 2029.
Bis zur Fertigstellung der neuen Trinkhalle kann das glaubersalzhaltige Mineralheilwasser am Quellenhaus abgezapft werden.
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