Bachpatentag 2024 in Sevenich / Wierschem, ehrenamtliches Engagement stärkt Artenvielfalt und Gewässerschutz

Sevenich / Rheinland-Pfalz / Oktober 2024
Der zweite von drei Bachpatentagen brachte am Samstag den 19.10.2024 zahlreiche engagierte Bachpaten, Vertreter der Verwaltung und der Naturschutzgruppen BUND & NABU sowie interessierte Bürger*innen im Bürgerhaus Wierschem zusammen.
Unter dem Motto „Auen und Feuchtwiesen, Hotspots der Artenvielfalt und des Wasserrückhalts“ diskutierten die Teilnehmenden aktuelle Erkenntnisse zur Gewässerpflege und tauschten Erfahrungen aus, um den Naturschutz und die Wasserqualität in der Region zu stärken.
Frau Eva-Maria Finsterbusch, Beauftragte für Bachpatenschaften im Landesamt für Umwelt (LfU) Rheinland-Pfalz, begrüßte die Anwesenden. Landrat Dr. Saftig und der erste Beigeordnete des Landkreisen Mayen-Koblenz, Torsten Welling, betonten in ihren Grußworten die zentrale Rolle des ehrenamtlichen Einsatzes für ökologische und gemeinwohlorientierte Ziele. Sie dankten den Bachpaten für ihr Engagement und lobten die positiven Auswirkungen auf die Lebensqualität in der Region und den Tourismus.

Im Mittelpunkt des Tages standen Vorträge über die Bedeutung von Feuchtwiesen und Auen als wertvolle Biotope, die nicht nur Lebensraum für bedrohte Arten, wie z.B. Rebhuhn, Segelfalter, Barrenringelnatter und Co bieten, sondern auch zum Hochwasserschutz und zur CO₂-Bindung beitragen. Eva-Maria Finsterbusch vom LfU erklärte: „Wir haben nur noch 1% Auenflächen in RLP. Das ist zu wenig.“ Martina und Gavin Grosvenor, Bachpaten im Sevenicher Tal und gleichzeitig Vertreter des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), stellten Ergebnisse zur Wasserqualität des Pilliger- und Wallerbachs vor. Die Daten aus den Jahren 2018 und 2024, die von Gewässerexperte Andreas Frey ausgewertet wurden, belegen, dass Maßnahmen wie die Renaturierung von Bachrandstreifen und die Modernisierung der örtlichen Kläranlage die Wasserqualität signifikant verbessert haben. In einem kurzen Film stellten sie den dortigen Artenreichtum vor, der schon im Jahre 2020 von der UN Dekade für biologische Vielfalt ausgezeichnet wurde. Gavin Grosvenor, Pressesprecher vom BUND Rheinland-Pfalz, erklärt: “Kleine Bäche sind regelrechte Kapillarsysteme unserer Biodiversität. Sie bilden Artenkorridore und sie vernetzen Lebensräume. Sie leisten wichtige Klimaschutzaufgaben, sie filtern und speichern Wasser und sie binden CO2. Kleine Gewässer tragen insgesamt 70 % unserer Gewässerstrecken. Alles was wir hinein tun beeinflusst die großen Gewässer in die sie münden und auch unser Grundwasser.“

Martina Grosvenor forderte: „Die Bachrandstreifen müssen im Landeswassergesetz endlich, JETZT, einen intelligenten und sicheren Schutz erhalten. Es geht keinen Tag mehr so weiter, dass wir Bachpaten den gebetsmühlenartigen Satz aus der Verwaltung hören: ‚Uns sind die Hände gebunden.‘ Unsere Arbeit ist frustrierend, wenn denn dann eingehaltene Randstreifen, die zudem einfallsreiche Blühflächen waren, nach 5 Jahren wieder umgezackert werden müssen.“
In einem Fachvortrag hob Gewässerbiologe Dr. Holger Schindler (BUND & ProLimno) die unverzichtbare ökologische Bedeutung von Feuchtwiesen und Auen hervor, die als artenreiche Biotope einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz und zur biologischen Vielfalt in Deutschland leisten und bis zu 30% mehr CO2 binden können als alle anderen terrestrischen Ökosysteme. Auen und Kleingewässer spielen eine Schlüsselrolle für das Klima und den Hochwasserschutz. Ihre hohe Artenvielfalt macht sie zu wertvollen Biotopen, in denen rund zwei Drittel aller Lebensgemeinschaften Europas vorkommen. Besonders bedrohte Arten, wie Amphibien und feuchteliebende Landtiere, finden hier einen wichtigen Lebensraum. Ihr Schutz ist daher essenziell für die Erhaltung der Biodiversität und die Widerstandsfähigkeit unserer Ökosysteme. https://lfu.rlp.de/umwelt/wasser/gewaesserentwicklung/bachpatenschaften/veranstaltungen/bachpatentage-2024

Durch das neue EU Nature Restoration Law, vorgestellt von EU-Parlamentsmitglied Jutta Paulus, soll die Wiederherstellung wertvoller Ökosysteme wie Moore und Auen in Europa weiter gefördert werden. Gleichzeitig wurde auf die Herausforderungen bei der Umsetzung hingewiesen, da bestehende Fördervorgaben und der notwendige Schutz von Randstreifen oft in Konflikt stehen.
Am Nachmittag wurde das Gehörte bei einer Exkursion entlang der Bäche Pilligerbach und Wallerbach, sowie der Ottilienquelle vertieft. Die Teilnehmenden konnten sich einen direkten Eindruck von den Fortschritten der natürlichen Sukzession verschaffen und diskutierten vor Ort mit einem lokalen Landwirt über das Spannungsfeld zwischen Landwirtschaft und Naturschutz.
Der Film zum Bachpatentag 2024 im Sevenicher Biotopverbund zeigt alle wesentlichen Aspekte zusammen mit wunderschönen Naturaufnahmen und den wichtigsten Rednerbeiträgen und ist über folgenden Link abrufbar: https://youtu.be/eVpkct2ezH4
Die Bachpatentage bieten eine wertvolle Plattform für den Wissensaustausch und fördern das Bewusstsein für den Schutz heimischer Gewässer. Mit der tatkräftigen Unterstützung von engagierten Bürgern soll die ökologische Vielfalt der Region nachhaltig bewahrt und gefördert werden. Weitere Infos auch unter: https://myk.bund-rlp.de

Mit freundlichen Grüßen:
Dipl.-Ing. Gavin Grosvenor
Pressesprecher RLP
BUND Landesverband
Mail: gavin.grosvenor@bund-rlp.de
Website: https://bund-rlp.de
Twitter: https://twitter.com/BUND_RLP
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Autor: BUND Mayen-Koblenz

Die BUND Kreisgruppe Mayen-Koblenz hat über 500 Mitglieder. Wir setzen uns für regionalen Naturschutz, Biotopschutz, Artenschutz, den Schutz von Quellen und Bachläufen ein. Wir vernetzen Menschen und Interessen miteinander. Wir informieren, wir helfen und wir klären auf. -> https://myk.bund-rlp.de