Wichtige Fledermaus Habitate in Rheinland-Pfalz in Gefahr
RLP / Mayen-Koblenz / Ausweitung des Basaltabbaus / BUND-Naturschützer fordern gemeinsam mit dem NABU die fortschreitende Ausweitung des Basalttagebaus einzuschränken, um bedeutende Fledermausreviere zu schützen.
Die Fledermaushabitate in Mayen-Koblenz haben überregionale Bedeutung. Einige Gebiete konnten vor Jahren bereits als Europäisches Schutzgebiet für Fauna und Flora (FFH-Gebiete) gesichert werden. Der Staat hatte sich damals an dem 4,6 Millionen Euro teuren Schutzprojekt beteiligt. Die Fledermausvorkom-men in der Eifel sind weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt und eine zusätzliche Attraktion für den Tourismus. Die Wald- und Streuobstwiesenflächen rund um Kottenheim und Mayen sind unverzichtbare Jagdgebiete der Fledermäuse und wichtiger Naherholungsraum für die örtliche Bevölkerung.
Mayen und Umgebung gilt in Mitteleuropa als „die Hauptstadt der Fledermäuse“ sagt Pressesprecher Gavin Grosvenor vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Rheinland-Pfalz. Nach Schätzungen von Fledermausexperten leben, vom Spätsommer bis ins Frühjahr, alleine rund um das Mayener Grubenfeld bis zu 100.000 Tiere. Im Gebiet um Mendig sind es schätzungsweise nochmals 30.000. Sie überwintern vermutlich schon seit Jahrhunderten in den Stollensystemen des Basaltabbaus. Schon zur Jungsteinzeit wurde der Basalt als Reibstein für Handmühlen genutzt. Die Kelten die hier lebten bauten noch, wie danach auch die Römer, im Tagebau. Es waren die Franken ab dem 3. Jahrhundert die mit dem Untertagebau begannen, der dann den Fledermäusen einen Unterschlupf ermöglicht hat.
Die besondere Relevanz dieser Region für unsere heimischen Fledertiere mit dem wissenschaftlichen Na-men Chiroptera, ergibt sich aus einem einzigartig komplexen Habitat-Verbund. So dehnen sich Biotop-strukturen vom Mayener Grubenfeld, mit den Höhlensystemen und den Steilwänden des Basalttagebaus, in den Kottenheimer Wald und die umliegenden Streuobstwiesen aus. Auch die Gegend um Mendig gehört dazu. Der Fledermausexperte Dr. Andreas Kiefer sagt: „Betrachtet man die Artenvielfalt und die Individu-enzahl, ist das Gebiet das bedeutendste Fledermausgebiet in Deutschland“. Unter den streng geschützten Arten haben Experten eine der wohl seltensten Fledermausarten in Deutschland nachgewiesen, die Große Hufeisennase. Daneben wurden dort auch das Große Mausohr, Bechsteinfledermaus, Bartfledermaus, Zwergfledermaus und 12 weitere Arten identifiziert. Neben den Fledermäusen finden sich weitere streng geschützte Arten wie z.B. der Uhu, dessen Horste an den Steilwänden des Basaltabbaus zu finden sind. Im FHH-Gebiet findet man zahlreiche weitere seltene und geschützte Arten, wie Kreuzkröten, Mauereidech-sen und Heidelerchen.
Im Sommer dieses Jahres konnten die Vorstände von NABU Osteifel (Jörg Mittler) und BUND Mayen-Koblenz (Gavin Grosvenor) zusammen mit Bürgerinnen bei einer Ortsbegehung besorgniserregende Ent-wicklungen und Unregelmäßigkeiten rund um den Basaltabbau hinter dem Kottenheimer Wald feststellen. Hier wurden dem Vernehmen nach wichtige Fledermaus-Leitstrukturen gerodet, Fledermaushöhlen im Naturschutzgebiet beeinträchtigt und dabei NABU-Gelände tangiert. Darüber hinaus wurden im angren-zenden FFH-Gebiet von Kottenheim Bäume gefällt.
Viele Bürger der Ortsgemeinde Kottenheim wurden durch die Nachricht alarmiert, dass ein bis 2028 lau-fender Pachtvertrag über ein gemeindeeigenes Waldstück zum Zwecke des Basaltabbaus nun auch noch vorzeitig verlängert werden sollte. Sie befürchten, dass dadurch große Teile des Kottenheimer Waldes verschwinden werden. Die Zerstörung von Waldgebieten ist angesichts des Klimawandels nicht tolerier-bar. Der Verlust des Naherholungsgebietes und der grünen Lunge des Ortes würden die Lebensqualität erheblich schmälern. „Für die Fledermausvorkommen in der Region wäre das Verschwinden des Waldes und der Verlust der Flugkorridore zu den Streuobstwiesen eine Katastrophe.“ sagt Gavin Grosvenor, Pres-sesprecher des BUND RLP. „Fledermäuse orientieren sich entlang von Gehölzen an den Wegesrändern sowie Waldstreifen und durchfliegen sie im Schutz der Bäume, die Deckung und Schatten bieten. Vor der Winterruhe müssen sich die Fledermäuse einen ordentlichen Fettvorrat anfressen. Dazu sind insektenrei-che Nahrungshabitate, wie die Kottenheimer Streuobstwiesen, notwendig“, sagt Jörg Mittler, Vorsitzender des NABU Osteifel.
Daher hat sich eine Bürgerinitiative in Kottenheim formiert, die auf OpenPetition Unterschriften für den Erhalt des Kottenheimer Waldes sammelt: https://openpetition.de/!kottenheim Die Kottenheimer Bürger haben, nach Meinung der Initiatoren, ein Recht darauf an einer zukunftsträchtigen Entscheidung zu ihrem Wohnort teilzuhaben. Durch den öffentlichen Druck der durch Flugblätter und Wurfsendungen an die Haushalte verstärkt wurde, konnten sich die Bürger erfolgreich Gehör verschaffen. Daraufhin hat der Gemeinderat nun gegen die Verlängerung des Pachtvertrages mit der basaltabbauenden Firma gestimmt. Der Erhalt der Natur- und Naherholungsflächen sowie der Fledermaus- und Uhu-Gebiete, scheint somit eine Chance zu bekommen. Aber die Gefahren wurden dadurch nicht völlig abgewendet, denn der Pachtvertrag des Basaltunternehmens läuft noch bis 2028 und man sollte zukünftig sehr genau beobachten, was in Kottenheim und Umgebung passiert. Weitere Infos: https://myk.bund-rlp.de/basalttagebau/